Carl Koch weiß, was den Norwegern schmeckt,zumindest beim Bier findet der 30-Jährige immer genau das richtige Rezept. Obbayerisches Weißbier, schottisches Stout oder ein Weihnachtsbier mit Zimt- undNelkenaroma – die Nachfrage übersteigt bei Carl Koch in der Fjellbryggeriet („Bergbrauerei“)in Tuddal, einem kleinen Ort in der Telemark, das Angebot. „Ausverkauft“heißt es dann beim gelernten Braumeister Carl Koch, der im Jahr 2010 seinAbitur an der Internatsstiftung Louisenlund absolvierte und jetzt in 850 MeterHöhe den Gerstensaft braut.
Carl Koch kann sich noch gut an seineletzten Schuljahre erinnern, denn den Weg an die Schlei fand er erst 2007. „Ichbesuchte zuvor die Realschule in Kronshagen, stand kurz vor dem Abschluss miteinem Schnitt von 3,8.“ Schlechte Noten waren bei ihm an der Tagesordnung undwie es nach der Schule bei ihm weitergehen sollte, wusste er auch nicht. Doch Carl wollte mehr, seine Schwester machtein Louisenlund ihren Abschluss und so wollte auch er es noch packen. Die Chancedazu bot ihm der damalige Schulleiter der Internatsstiftung Louisenlund, HenningKraack. „Wenn ich meine Mittlere Reife mit 2,5 ablege, dann darf ich nachLouisenlund“, erinnert er sich an das Angebot. Und Carl wollte, er legte sichordentlich ins Zeug und schaffte tatsächlich den geforderten Notenschnitt fürdas Internat. Wenn er an seineletzten drei Schuljahre denkt, dann spricht er von den „besten Jahren seinesLebens“. Er sei nicht in eine Schublade gesteckt worden, die Lehrer inLouisenlund erkannten seine Schwächen, aber auch seine Stärken. „Sogar nach derSchule waren sie für mich ansprechbar, wenn ich was nicht verstanden hatte,konnte ich mich jederzeit an sie wenden“, betont Carl. Ein Einser-Schüler wurdeCarl zwar nicht, aber der Spaß an der Schule in Verbindung mit demGildenprogramm kehrte zurück. Am Ende wurde es dann noch spannend: Sein Abiturhing an der letzten mündlichen Prüfung in Deutsch, „aber die Prüfung habe ichdann gerockt“, erzählt er.
Landesbester in Schleswig-Holstein
Nach der Schule ging Carl zur Bundeswehr,studierte anschließend ein paar Semester Agrarwissenschaft. „Chemie, das lagmir“, erinnert er sich noch gerne an den Unterricht bei seinem Lehrer Clasen.Aber das Studium war dann doch nichts für ihn, musste er sich eingestehen. Under traf Anna Zubrod wieder, Schülerin in Louisenlund, mit der er sich schon beider First-Responder-Gilde gut verstand. Beide wurden kurze Zeit später einPaar. Über einen Freund gewann Carl Interesse für den Beruf des Bierbrauers –die richtige Entscheidung. Er absolvierte seine Ausbildung in der RicklingerLandbrauerei und wurde sogar Landesbester, 2018 machte er dann noch seinenMeister, danach heirateten er und Anna. Über gute Kontakte in der Branche ginger anschließend nach Norwegen. Die Eigentümer der Brauerei Fjellbrygerrietsetzten großen Hoffnung auf ihn, die Biermarke aus einem Tief zu holen und siewieder salonfähig zu machen – das gelang Carl bravourös. Seine Frau Anna (27) studierte zunächstKlinische Psychologie und absolviert derzeit eine Ausbildung zurPsychotherapeutin in Deutschland.
Süffig: Bier mit rauchiger Note
Die Braukünste von Carl haben esnachweislich in sich. Die sieben verschiedenen Sorten finden reißenden Absatzund das bei einem Preis von bis zu 15 Euro für den halben Liter. Aber derNorweger steht auf gute Qualität, „Fusel gibt es in Norwegen nicht“, betont derAlt-Louisenlunder. Sein diesjähriges Weihnachtsbier will Carl für einenWettbewerb anmelden, „das ist so schwarz, da fällt kein Licht durch“, sagt erund macht sich Hoffnung auf den Sieg. Ein besonderes Aroma habe es nicht nurdurch Zimt und Nelken, sondern auch durch die mehrmonatige Lagerung aufCognac-Eiche. Ungewöhnlich auch seine Bier-Rezeptur mit Bacon-Geschmack. „Dasgeräucherte Malz verleiht dem Gerstensaft seine rauchige Note“, so Carl.
Die Kontakte nach Louisenlund sind nie ganzabgebrochen. Mit früheren Klassenkameraden trifft Carl sich noch regelmäßig zumSegeln oder Snowboarden. Auch zur Kuttergilde und ihrem Leiter Claus-Matthias Clasenhat er hin und wieder Kontakt. Über die sozialen Medien informiert sich der30-Jährige über aktuelle Entwicklungen seiner früheren Schule. Dort erfuhr erauch über die Ruanda-Gilde und den leckeren Kaffee und was der Schule nochfehlt, weiß Carl ganz genau: „Eine Brauerei-Gilde“.